Ein Fenster um mehr zu sehen und zu lernen - Das Johari-Fenster

Ein Fenster um mehr zu sehen und zu lernen - Das Johari-Fenster

Heiko Veit
von Heiko Veit

Das Johari-Fenster, wohl ein Klassiker, der einem in Persönlichkeitsentwicklung, Gruppendynamik und ähnlichen Settings immer wieder über den Weg läuft.

Es wurde in den 1950er Jahren von den beiden Psychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt. Der Name "Johari" setzt sich aus den Vornamen der beiden Forscher zusammen und spiegelt die gemeinsame Schöpfung dieses Modells wider. Ursprünglich konzipiert, um die zwischenmenschliche Kommunikation in Gruppen zu verbessern, hat sich das Johari-Fenster zu einem vielseitigen Instrument entwickelt, das auch auf persönlicher Ebene Anwendung findet.

Die vier Felder des Johari-Fensters

Das Johari Fenster hat vier Felder, die sich ergeben, wenn man die Kombinationen "was ist mir bekannt/unbekannt" und "was ist anderen bekannt/unbekannt" übereinander legt. 

Das Johari Fenster mit den Feldern öffentlich, Blinder Fleck, geheim und unbekannt

Die vier Felder und was sie bedeuten:

1. Öffentlich: 

Öffentlich ist alles, was ein Mensch einfach zeigt und ihm selbst und anderen bekannt ist. Dazu gehören beispielsweise äußere Merkmale, wie zum Beispiel Erscheinungsbild, Umgangsformen oder körperliche Reaktionen (wobei die einem selbst ja nicht unbedingt immer bewusst sind) und innere Eigenschaften, wie beispielsweise Ehrgeiz oder Ängstlichkeit und innere Haltungen und Einstellungen, wie etwa Moral und ethische Werte.

Dieses Feld des Johari-Fensters ist relativ gesehen meist eher klein.

2. Geheim: 

In diesem Feld ist alles, was der Betroffene weiß und kennt – also was bewusst ist, aber anderen entweder unwissentlich oder bewusst verborgen wird. Das sind auch häufig unsere unangenehmen Seiten oder Verhaltensoriginalitäten, die wir versuchen zu unterdrücken, weil wir uns eventuell dafür schämen.

Wenn eine Person sich traut, mehr von sich zu teilen, können Aspekte von hier in das öffentliche Feld wandern.

3. Blinder Fleck:

Mit dem „blinden Fleck“ ist alles gemeint, was eine Person ausgesendet und vom Empfänger wahrgenommen wird, ohne dass die sendende Person sich dessen bewusst ist. Andere erkennen Verhaltensweisen und Merkmale, die die Person an sich nicht wahrnimmt.  

Durch Feedback der Mitmenschen können Informationen vom blinden Fleck in den Quadranten „Öffentlich“ wandern und somit auch die persönliche Entwicklung befördert werden.

4. Unbekannt: 

Hier ist alles, was weder der Person noch Anderen bekannt ist. Es handelt sich um ein unbekanntes Terrain, welches eher ein Möglichkeitenraum darstellt.

Um von hier etwas in andere Felder zu bringen, müssen oft neue Kontexte betreten werden, die neues Material in der Person oder für Andere sichtbar machen.

Nutzen und Anwendung des Johari-Fensters

Zuallererst kann man sich mit diesem Modell verschiedene Dynamiken in Beziehungen bewusst machen. Wir vertiefen unsere Beziehungen, wenn wir uns in die zugewandte Verletzlichkeit begeben und mehr von unserem geheimen Feld teilen und bereit sind von anderen etwas über unsere blinden Flecken zu erfahren. Blinde Flecken können übrigens auch schöne Eigenschaften sein, die wir an uns nicht sehen. ;-)

Im klassischen Setup gibt es eine Liste von fast 60 Eigenschaften, aus denen man einige sowohl für sich selbst als auch zur Charakterisierung von anderen in einer gegebenen Gruppe auswählt und dann darüber in den Dialog geht. Damit kann man -einen gut gesetzten Rahmen vorausgesetzt- eine sehr konstruktive Gruppendynamik erzeugen.

In der tiefergehenden persönlichen Entwicklung können wir das Fenster auch kreativ anwenden, um damit Schattenaspekten und Verhaltensmustern intensiver auf den Grund zu gehen. Das empfiehlt sich dann aber in einem entsprechend ausgebildeten Rahmen und ist eine Technik, die gerade in der vierten Personenperspektive nützlich ist (siehe dazu auch den Artikel zu den möglichen Reisabschnitten des Bewusstseins oder zu den Grundlagen des STAGES-Modells).


Heiko Veit
Heiko Veit
Hier schreibe, denke und drücke ich mich aus. Und zwar, ohne mir irgendeine Perspektive zu verbieten oder einen besonderen Fokus zu verfolgen. Ich hoffe, Du findest etwas für Dich Interessantes! Mehr über mich findest Du auf Über uns. Danke fürs Lesen und Herzensgrüße an Dich.
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